Es besteht heute kein Zweifel daran, dass die digitale Transformation die Geschäftsmodelle aller Branchen verändert. Der „digitale Wirbelsturm“ würde dazu führen, so mutmaßen Experten, dass sich Unternehmen innerhalb von nur fünf Jahren in einem völlig veränderten Wettbewerbsumfeld wiederfinden. Am stärksten und schnellsten wären Branchen betroffen, deren Geschäftsmodelle stark auf Netzwerken und Plattformen beruhten und deren Wertschöpfung von Daten und Transaktionen getrieben sind.
Die Digitalisierung stellt sowohl die Wertschöpfung als auch die Produkterlebnisse auf den Kopf. Die „User-Experience“ – die Erlebnisse und Erfahrungen der Nutzer mit einem Produkt – entwickeln sich in Richtung sogenannter transformativer Services. Diese haben Einfluss auf Markt, Organisation, Kunden und oftmals auch auf die Gesellschaft. Uber, das größte Taxi-Unternehmen der Welt, besitzt keine Fahrzeuge. Alibaba, der weltweit wertvollste Retailer, verfügt über keine Läden. AirBnb, der größte Anbieter von Unterkünften, besitzt keine Immobilien. Tesla, das gefragteste Elektroauto der Welt, kommt ohne Auto-Historie aus.
Fest steht – etablierte Geschäftsmodelle sind durch die Digitalisierung enorm unter Druck geraten. Wer die Marktrelevanz der Digitalisierung unterschätzt und den Zeitpunkt zur Umstellung auf digitalisierte Prozesse verpasst, wird im Wettbewerb künftig hintenanstehen. Vorbei die Zeiten, in denen erfolgsverwöhnte Firmen sich vermeintlich unangreifbar auf der sicheren Seite fühlten.
Mittlerweile macht sich selbst bei tradierten Unternehmen eine Unruhe breit. Häufig jedoch scheuen die Firmenlenker die Risiken und vermeiden konsequente Entscheidungen und Investitionen in den Aufbau einer digitalen Infrastruktur. Dabei ist gilt es genau diese Übergangsphase zu nutzen, in der die „alte Welt“ noch funktioniert und neue Geschäftsmodelle in der Praxis noch nicht greifen. Dieser Transformationskorridor ist ein sinnvoller Zeitpunkt, um über Experimente und Feldversuche das Neue auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen.
Neben den technologischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten beim Aufbau neuer Geschäftsmodelle, sind es jedoch neues Denken, völlig neue Grundüberzeugungen und Verhaltensregeln, die über den Erfolg der Transformation entscheiden:
- Die Zukunft ist unbestimmt. Handeln wird zum Lernprozess.
- Permanenz erzeugen und niemals aufhören, zu lernen.
- Handeln ist „Wir“ und nicht „Ich“.
- Experimente wagen. Mitarbeiter ins Tun bringen. Initiativen erzeugen.
- Gewohnte Routinen unterbrechen. Muster finden, die Bedeutung haben.
- Erfahrungen als Feind betrachten.
- Die DNA des Unternehmens erkennen.
- Kernkompetenzen im Blick haben. Die Stärken und Einzigartigkeit sehen.
Um diese neuen Regeln in der Praxis umzusetzen und zu leben, braucht es einen Bewusstseinswandel bei den Führungskräften. Bisher lag ihr Fokus oft auf funktionalen Fähigkeiten, einer hohen Strategie- und Kundenorientierung. Künftig werden Vernetzung, Agilität bei Lernprozessen, Anpassungsfähigkeiten, Flexibilität und iterative Arbeitsweisen einen höheren Stellwert einnehmen.
Wer die Digitalisierung als Chance begreifen will, kommt nicht umhin anzuerkennen, dass eine erfolgreiche Vergangenheit heute keine Erfolgsgarantie für die Zukunft verspricht und Abwarten ist keine Option ist. Unternehmen brauchen jetzt eine digitale Strategie, um die digitale Transformation mitzugestalten und anzuführen.